Wilhelm Greiffenstein

Wilhelm Greiffenstein

Geboren wurde Wilhelm Greiffenstein am 28. Juli 1829 in Groß-Gerau. Sein Geburtshaus ist das so genannte Scharfrichterhaus in der Mainzer Straße. Seine Eltern waren Karl und Beate Greiffenstein (geb. Kohlermann), Karl Greiffenstein war großherzoglicher Steuereinnehmer.

Bis zu seinem 14. Lebensjahr lebte Wilhelm Greiffenstein in Groß-Gerau. Danach besuchte er das Gymnasium in Darmstadt. Über seine Jugend in Groß-Gerau ist nahezu nichts bekannt. Nach Verlassen der Schule war er zwei Jahre als Buchhalter bei einer Versicherungsgesellschaft in Mainz angestellt. Im Jahre 1848 wurde er in die Wirren der 48er Revolution verstrickt und angeklagt, an einem Anschlag auf die Eisenbahn beteiligt gewesen zu sein. Von der Anklage wurde er freigesprochen. Ob er tatsächlich mit den damaligen Revolutionären sympathisierte oder in Aktionen eingebunden war ist unklar. So sind auch seine Motive nicht bekannt, die ihn 1848er verleiteten, nach Amerika auszuwandern. War es eine politische Emigration oder war es die Abenteuerlust, in der neuen Welt sein Glück zu finden. Wilhelm Greiffenstein lebte damals eine Jahr in Herman/USA. Dann zog er zu einem Onkel nach St. Louis. Zunächst hatte er mit der Suche nach Arbeit wenig Erfolg. Dann aber erhielt er einen "Job" in einem Warenhaus in St. Louis. Nach einem weiteren Jahr erhielt er eine bessere Stellung in Westport/Missouri, das damals eine brodelnde Stadt für alle nach Westen Ziehenden war. Hier kam er auch in ersten Kontakt mit Indianern, Trappern, Fährtensuchern, Indianer-Händlern und Siedlern.

Der junge Wilhelm als 

Scherenschnitt um 1840 

Er war nun 20 Jahre alt, wahrscheinlich abenteuerlustig und gewillt, sich in Geschäften zu engagieren. Er lernte wohl einiges über den Handel mit Indianern, der Händlern oft einen Profit von 400 bis 500% einbrachte. 

Wilhelm Greiffenstein erwarb sich Kenntnisse in der Handelsbranche und gründete im Jahr 1850 zusammen mit einem Halb-Indianer namens Joe Bournett einen Handelsposten in der damaligen Shawnee-Reservation.

1852 unternahm er seine erste Reise in das Indianerland. Er kam dabei bis an die Grenze von Texas. Auf dieser Reise tauschte er seinen gesamten Warenbestand gegen Pelze und Felle. Nach seiner Rückkehr setzte er seine Handelstätigkeit in der Shawnee-Reservation noch ein Jahr fort, verkaufte dann seinen Posten und unternahm eine weitere Expedition in das Indianerland, die ihn bis Neu-Mexico führte. Nach seiner Rückkehr erwarb er Grundbesitz in Topeka/Kansas und errichtete zwei Posten, von denen er mit den Potawattomie-Indianern Handel betrieb.

1958 erfuhr Wilhelm Greiffenstein, dass sein Vater in Groß-Gerau erkrankt war. Er verkaufte die Posten und kehrte nach Deutschland zurück. Sein Vater starb und Wilhelm machte sich erneut auf den Weg nach Amerika. 

Wieder galt sein Wirken der Errichtung neuer Posten: In St. Marys/Kansas und im Indianergebiet am Walnut-Creek. In dieser Zeit heiratete er "Cheyenne-Jennie". eine Indianerin, die bei seinem Handel eine unschätzbare Hilfe war. Hier am Walnut-Creek errichtete er seine erste Ranch, die für die Südwest-Kutschen-Kompanie arbeitete.

Im Jahre 1864 kam es in diesem Gebiet zu einer Erhebung der Indianer, da wegen des Eisenbahnbaus in der Prärie die Weißen begannen, die Lebensgrundlage der Indianer. den Büffel, sinnlos abzuschlachten. Die steigende Ansiedlung von Weißen tat ein Übriges. 1867 wurde von der amerikanischen Regierung mit den Cheyenne, den Arappahos, den Apachen, Komantschen und Kiowas einen Vertrag geschlossen, der den Indianern Land sichern sollte. Aber kurz nach seinem Abschluss wurde dieser schon wieder von Weißen gebrochen. Greiffenstein verlor im Zuge dieser Auseinandersetzung nahezu alles.

Katherine Burnett,

Wilhelms zweite Frau

1867 finden wir Wilhelm Greiffenstein als Indianer-Händler wieder. Im Indianer Territorium am Canadian River. In dieser Zeit versuchte die amerikanische Regierung die Prärie-Indianer zu Ackerbauern "umzuschulen"; die Prärie sollte umgepflügt werden. Wilhelm Greiffenstein sicherte sich den Kontrakt, in der Kiowa-Reservation. 2500 Acres in in Ackerland zu verwandeln, was natürlich nicht auf die Begeisterung der Indianer stieß. Er kaufte in Texas 20 Pflüge und die dazu gehörende Anzahl Mulis. Dann aber wurde er beschuldigt an die Indianer Gewehre geliefert zu haben. Auf Befehl General Sheridans musste er das Indianer-Territorium verlassen. Später wurde diese Beschuldigung zurückgenommen. Seine Pflüge und Mulis hatten Freunde ihm wieder besorgt. Er lebt nun für einige Zeit in Topeka/Kansas. Im November 1868 stirbt seine erste Frau, Cheyenne Jenny.

In dieser Zeit baten ihn einige Freunde bei der Gründung einer neuen Stadt am Zusammenfluss des Großen und Kleinen Arkansas-Rivers mitzuarbeiten. Er folgte diesem Wunsch, kaufte und etablierte dort die Durfee-Ranch. 1869 kehrte er nach Topeka zurück und heiratete am 21. November Katherine Burnett, die Tochter des Häuptlings der Potavattomie-Indianer. Sie hatte eine Erziehung bei den Weißen erhalten: in einer Missionsschule in Kentucky und am Carlisle-Indianer-Institut in Pennsylvania. Ihre Mutter, Marry Knofflock-Burnett, war in Deutschland geboren, als kleines Kind - nach dem Tod ihrer Mutter - von einer Halbindianerfamilie adoptiert worden. 

Zurück auf der Farm am Arkansas-River begann die Zeit des Aufbaus der Stadt Wichita. Die Wichita waren ein Indianerstamm, der infolge des amerikanischen Bürgerkriegs in Texas vertrieben worden war und sich an der Mündung des Kleinen Arkansas niedergelassen hatte. Dort bauten sie ihre Grasshütten, was Wichita übersetzt heißt. Eine von Weißen eingeschleppte Cholera-Epidemie raffte einen großen Teil des Stammes dahin, der Rest zog wieder nach Süden.

Nach Ende des Bürgerkrieges zog es viele in den Westen, 1870 wurden 8 Millionen Acres Land allein am Arkansas für 1,25 Dollar pro Acre angeboten, Greiffenstein hatte, wie erwähnt - auf dem Gebiet der späteren Stadt Wichita die Durfee-Ranch gekauft. Er erkannte die die günstige Lage für eine Stadt, verkaufte seinen Generalhandel und widmete sich ganz der Gründung von Wichita. Neben ihm gab es einen zweiten Mann, D.S. Munger, der sich ebenfalls dafür engagierte. Beide suchten Leute in den ihrigen Teil der Stadt zu ziehen. Greiffenstein vergab Kredite an diejenigen, die sich in "seinen" Teil der Stadt niederlassen wollten.

1871 wurde Wichita nach eine Abstimmung der Sitz der County-Verwaltung. Greiffenstein war in Handelsangelegenheiten sehr beschlagen und nutzte dies, um für sich selbst und für die Stadt Land zu sichern. Auf seinem Land war er auch verantwortlich für die Errichtung von Straßen. Es wird berichtet dass er sich bei dieser Planung von der Anlage der Stadt Darmstadt hat leiten lassen.

Schon 1870 hatte die Stadt mehrere Schulen, drei Kirchen, eine Stadthalle, drei Manufakturanlagen, fünf Lebensmittelgeschäfte, zwei Eisenwarenhandlungen, zwei Drug-Stores, zwei Sattlergeschäfte, ein Möbelgeschäft, drei Hotels, Immobilienmakler und Rechtsanwälte und wurde nach der Anbindung der Eisenbahnlinie zu Hauptumschlagplatz auf dem Chisholm-Trail, dem Viehtriebweg aus Texas.

Nahe am Fluss baute er auf einem großen Grundstück sein Haus. Sein Besitz erhielt den Namen "Greiffensteins Pasture" (Greiffensteins Weide). Es wird berichtet dass er Indianer, die zum Handel in die Stadt kamen, auf seinem Gelände kampieren ließ, sie er verpflegte und mit Rat zur Seite stand. Er soll in seiner Erscheinung sehr "deutsch" gewesen sein. Ein weißes Hemd, sehr selten eine Krawatte, schwarzer Anzug und Stiefel, dazu eine "Batschkappe"

Greiffensteins Anteile der Stadt Wichita entwickelte sich am besten und schließlich wurde "seine" Straße, die "Douglas Avenue" mit dem Bau des Postamtes und dem "Douglas Avenue Hotel" zur Hauptstraße der Stadt. Er wurde Direktor der Nationalbank und Präsident einer Gesellschaft, die Ziegelsteine herstellte. Diese wurden zum Herstellungspreis verkauft, um den Aufbau der Stadt zu beschleunigen. Weitere Bahnlinien erreichten Wichita, so die "Frisco" und die "Missouri Pacific". 

 

1878 wurde Greiffenstein zum Repräsentant für den Distrikt Wichita gewählt.

1878 und von 1880 bis 1884 war er Bürgermeister. Die Einwohnerzahl war auf 4800 Einwohner angewachsen.

Seine Vermögen und seine Grundstücke stiegen weiter im Wert, doch verlor er im Zuge von Spekulationen nahezu sein ganzes Vermögen.

Die letzen vier Jahre in Wichita 1879-1893 betätigte er sich nicht mehr in Geschäften, sondern kümmerte sich um seine Pferde, sein Vieh und die wenigen Grundstücke, die ihm geblieben waren.

 

Anfang 1893 teilte die Regierung Indianern Landstücke im Indianer-Reservat zu. Auch Greiffensteins Frau erhielt eine solche Zuteilung in Oklahoma und die Familie beschloss, nach dorthin umzusiedeln. Dort angekommen begann er wieder mit dem Handel und der Begründung einer neuen Stadt, die schon bald 300 Einwohner hatte. Er nannte sie Burnett zu Ehren seiner Frau.

In seinen letzten Lebensjahren war er nahezu erblindet, Lähmungen schwächten ihn. Am 26. September 1899 starb Wilhelm Greiffenstein im Alter von 70 Jahren. Sein Leichnam wurde nach Wichita überführt und dort beigesetzt.

The Wichita Sunday Eagle